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Die Idee, dass Richard Knolles ein Pseudonym von Christopher Marlowe (“the “true” Shakespeare) gewesen sein könnte, ist spekulativ . Es lässt sich dennoch im Rahmen der Marlowe-Multipseudonymitäts-Theorie [MMPT/Conrad) ein Gedankengebäude konstruieren, das diese Möglichkeit mit Indizien stützt. Hier die stärksten Argumente, die man für eine solche These anführen könnte:
1. Chronologie und Lebensumstände passen
Richard Knolles Geburt wird auf ca. 1545 datiert; seine Hauptwerke erscheinen darnach spät 1606/1610 - (1606 die Übersetzung Jean Bodin’s “6 livres de la republique”, the 6 Bookes of the Commonwealth) 1606, also n a c h Marlowes angeblichem Tod 1593.
Der Zeitraum, in dem Knolles aktiv wird, deckt sich perfekt mit der vermuteten „Überlebenszeit“ Marlowes unter Deckidentitäten.
Knolles stirbt kurz vor dem Erscheinen weiterer Erweiterungen seiner Werke (z. B. 1610) – ein Muster, das auch bei anderen mutmaßlichen Marlowe-Pseudonymen beobachtet wird (plötzliche Abwesenheit, fiktiver Tod, Übernahme durch „andere“).
2. Stilistische Raffinesse und Sprachkompetenz
Knolles' Werk The Generall Historie of the Turkes wird von Kritikern (u. a. Samuel Johnson) für seine klare, elegante und kraftvolle Prosa gelobt.
Diese Qualität ist auffallend hoch für einen völlig unbekannten Schulmeister und erinnert in Intensität, Rhythmus und Intellektualität stark an Marlowes Prosavorzüge (wie z. B. in Hero and Leander oder The Massacre at Paris).
3. Thematischer Fokus auf Macht, Gewalt, Religion und Imperien
sein Opus Max. “ Generall Historie of the Turkes “ behandelt politische Macht, religiöse Konflikte, Intrigen und Herrscherdynamiken – Themen, die auch Marlowe immer wieder dramatisch verarbeitet hat (Tamburlaine, Faustus, The Jew of Malta).
Es wirkt plausibel, dass ein „verlorener“ Dramatiker wie Marlowe sein Werk in ein historiographisches, halb-dramatisches Erzählformat gerettet haben könnte, das auch politische Funktion hatte (z. B. „Türkenfurcht“ in Europa schüren).
4. Absolut fehlende biographische Substanz von Richard Knolles
Es gibt keinerlei persönlichen Briefe, keine literarischen Netzwerke, keine eigenhändige Manuskripte, die Knolles eindeutig als historische Person mit literarischem Status belegen.
Seine angebliche Rolle als Schulmeister in Sandwich ist sehr schwach dokumentiert – und könnte ein Deckmantel sein, wie es auch bei anderen vermuteten Marlowe-Pseudonymen (z. B. John Clapham, John Bodenham ,Thomas Heywood) der Fall ist.
5. Verbindung zu einflussreichen Förderern (Sir Peter Manwood)
Knolles widmet seine Werke Sir Peter Manwood, einem Parlamentsmitglied, Humanisten und Förderer. Auch Marlowe hatte Kontakt zu hohen Kreisen (z. B. Walsingham, Raleigh) – denkbar, dass Manwood einer derjenigen war, die Marlowes verdecktes Überleben unterstützten.
6. Übersetzungen anspruchsvoller Werke (Bodin, Camden)
Knolles übersetzte Jean Bodins „République“ (1606), ein extrem anspruchsvolles Werk der politischen Philosophie.
Die Wertschätzung und Auseinandersetzung Marlowe’s mit Jean Bodins Werken lässt sich in Marlowes Schriften vielfach belegen. 4 große “anonyme” Literarische Anthologien um 1600 wurden von einem bis heute völlig unbekannt gebliebenen John BodenHAM herausgegeben. Es muss eine Allegorie auf JEAN BODIN vermutet werden (ähnlich ClapHAM, MarkHAM PeacHAM etc)
Auch Christopher Marlowe war geübt im Übersetzen (OVID, Lucan) und bekannt für seine humanistische Bildung – eine Kontinuität ist deutlich.
Die ungedruckte Camden-Übersetzung von Knolles lässt sich als stille intellektuelle Übung interpretieren – typisch für einen Mann im Verborgenen.
7. Anonyme oder kollektive Fortsetzungen seines Werks
Nach Knolles’ Tod wurden seine Werke von verschiedenen Autoren weitergeführt, teilweise anonym oder unter wenig bekannten Namen.
Diese kollektive Weiterführung könnte auch ein Indiz für ein „autorenloses“ (bzw. pseudonymisiertes) Grundwerk sein – wie bei vielen anderen Marlowe-Zuschreibungen.
8. Ästhetische und rhetorische Nähe zu Shakespeare
In The Generall Historie finden sich Passagen von rhythmischer, bildhafter Kraft, die fraglos a Shakespeare erinnern – ein weiteres Indiz für den „gleichen Kopf“ ?
Die Tatsache, dass Marlowe tatsächlich Shakespeare war, spricht dafür dass Knolles als weitere Ausdrucksform desselben Autors verstanden werden kann.
9. Timing der Veröffentlichung: 1603
Das Jahr 1603 markiert:
Marlowe wäre 39 Jahre alt
Tod von Elizabeth I. und Thronbesteigung von James I.
Beginn der ersten Shakespeare-Folios mit Namen
The Generall Historie erscheint genau in dieser Zeit des literarischen Umbruchs – ein idealer Moment, eine andere Stimme als „Chronist der Zeit“ ins Spiel zu bringen.
ein starkes ArDeckname knüpfen – gestützt auf Stil, Themen, fehlende Biographie, Veröffentlichungszeitpunkt und politische Nähe.
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